Was soll ich euch sagen. Ich stehe an der Busstation Pflegeheim Baumgarten und warte auf den 47A. Es ist arschkalt. Ich wart auf den Bus, aber er kommt nicht. Überlege ernstlich wieder nach Hause zu gehen/laufen. Andererseits war ich schon in der Laufmontur und irgendwie schlecht drauf und wusste um die therapeutische Wirkung eines Laufes. Was mache ich nun? Der Bus kommt nicht, und ich entschließe mich, wenigstens eine kleine Runde zu drehen. Hinauf die Zehetnergasse, vorbei am Pflegeheim und dann irgendwie heimwärts. Der Wind aus Südostwest pfeift mir um die Ohren. Schließlich laufe ich dann doch vorbei an meiner Wohnung, Richtung Hanusch-Spital, bis zum Spital und dann drehe ich um. Weit gefehlt! Beim Spittal bin ich warm gelaufen und biege links Richtung Ottakringer Bad ein. Stehenbleiben kann ich ja noch immer. Müsste mich jedoch besser kennen. Je länger ich mein inneres Schwungrad zum Kreisen bringe, umso schwerer fällt es mir aufzuhören. Laufe mich schön langsam, aber sicher in einen Rausch. Die ersten Endorphine tröpfeln in meine Blutbahn.
Jetzt hält mich nichts mehr. Sehe schon das verwaiste Ottakringer Bad, halte mich aber links Richtung Steinhofer Mauer. Dann rechts die Stufen hinauf zur Feuerwehr am Steinhof. Vorbei an den Bänken an den Busstationen, die mich vor 10 Jahren, als ich dort anfing zu laufen, immer zum Rasten einluden. Nichts da. Weiter! Jetzt möchte ich es wissen. Die Feuerwehr ist in Sichtweite. Ein paar unfreundliche Menschen überholen mich, ohne mit der Wimper zu zucken. Auch wenn sie es getan hätten, wäre es mir verborgen geblieben, da ich ohnehin nur ihre durchtrainierten Ärsche immer kleiner werden sah, weil sie sich immer weiter von mir entfernten.
Egal, ich bog in nach der Feuerwehr in den Wald ein. Meine Lieblingsstrecke. Die entweder links in Richtung „Bachrunde“ oder rechts in Richtung „Jubiläumswarte“ führt. Heute entschied ich mich für die „Bachrunde“. Hatte ohnehin schon eine halbe Stunde in meinen Beinen. Jetzt wusste ich, dass ich meine Bachrunde in den Dehnepark laufen würde. Schließlich drehte meinen iPod lauter und gab mir Chapmans „Higher Ground“. Vorbei am „Kleinen Schutzhaus“. Was für eine Freude. Die Kälte war für mich nicht mehr spürbar.
In mir war nur mehr eine wohlige Wärme. Meine hauseigenen Opiate leisteten ihre Arbeit. Kam am Rosenteich vorbei, weiter am Spielplatz und dann die Entscheidung: Links Richtung „Willi-Forst-Villa“, oder erstmals rechts Richtung Linzer Straße, wo ich die 49er Straßenbahn erreichen konnte. Nach mehrmaligen hin und her, entschied ich mich für den 49er. Bevor ich zur Linzer Straße kam, traf ich noch im Vorbeilaufen gute alte Freunde, die dort wohnen. Ich hielt kurz an und begrüßte sie konnte aber meiner Freude sie zu sehen keinen richtigen Ausdruck verleihen. Teils aus Erschöpfung, teils aus der aufkommenden Kälte, die sich wieder in meine Knochen schlich. Ich erfuhr noch, dass sie gerade mit Kind und Kegel zu anderen sehr lieben Freunde waren, deren Tochter an diesem Tage ihren 2. Geburtstag feierte.
Erreichte knapp den 49er und fühlte mich wohl. Ich hatte einen ziemlich intensiven Lauf hinter mir und traf zudem mir sehr wertvolle Freude, die zu einem nicht unwichtigen Ereignis unterwegs waren. Ein totaler Zufall, oder auch nicht. Auf jeden Fall freute ich mich sehr!
Datum: 3. Oktober 2010
Zeit: 15:55
Wetter: Bedeckt, kräftig auffrischender Wind 10km/h aus Südostwest bei 14 Grad Celcius
Länge: 6,8km - 7960 Schritte
Laufzeit: 59:18 Minuten
Puls: 144
Musik: Roger Chapman “He Was She Was You Was”